Warum du dich immer wieder in die Falschen verliebst – Psychologen haben endlich die Antwort

Warum du immer wieder in komplizierte Beziehungen gerätst – laut Psychologie steckt das dahinter

Du schwörst dir nach der letzten dramatischen Trennung: „Nie wieder!“ Diesmal soll alles anders werden. Diesmal suchst du dir jemanden Unkomplizierten, Stabilen, Verlässlichen. Und trotzdem befindest du dich wenige Monate später wieder in einer Beziehung, die dich emotional zermürbt und in der du nie ganz sicher weißt, woran du bist.

Falls dir dieses Muster bekannt vorkommt, bist du nicht allein. Viele Menschen erleben einmal im Leben eine Beziehung als „kompliziert“ oder belastend. Die Gründe dafür liegen tiefer als bloßer Zufall oder fragwürdige Partnerwahl – und die Psychologie liefert spannende Erklärungen.

Es beginnt in der Kindheit: Deine frühen Prägungen wirken bis heute

Laut der Bindungstheorie, entwickelt vom britischen Psychologen John Bowlby, prägen unsere ersten Erfahrungen mit Bezugspersonen unsere späteren Beziehungen. Wie wir als Kinder Nähe und Sicherheit erlebt haben, beeinflusst, wie wir als Erwachsene lieben und geliebt werden wollen.

Spätere Forschungen von Mary Ainsworth und das Erwachsenen-Bindungsmodell von Hazan und Shaver haben drei grundlegende Bindungsstile identifiziert:

  • Sicher gebundene Menschen (etwa 50-60%) fühlen sich wohl mit Nähe und Unabhängigkeit.
  • Ängstlich-ambivalent Gebundene (circa 20%) sehnen sich stark nach Nähe, fürchten aber Zurückweisung.
  • Vermeidend Gebundene (etwa 20-25%) neigen dazu, emotionale Nähe abzuwerten.

Interessant ist: Menschen mit ängstlichem und vermeidendem Bindungsstil geraten häufig aneinander – mit verhängnisvoller Dynamik.

Wenn sich Gegensätze treffen: Der emotionale Teufelskreis

Diese Konstellation führt oft zu einem Beziehungsgefälle, das als „Protest-Rückzug-Zyklus“ beschrieben wird. Dr. Sue Johnson hat diesen Mechanismus im Rahmen der Emotionsfokussierten Therapie vielfach belegt: Eine Person sucht verzweifelt nach Nähe, die andere zieht sich aus Angst vor Vereinnahmung zurück.

Das Ergebnis: Eine emotionales Auf und Ab – was als „spannend“ empfunden wird, aber tatsächlich zutiefst unsicher ist.

Warum dein Gehirn kompliziert mit bedeutsam verwechselt

Komplizierte Beziehungen triggern einen Mechanismus, den Verhaltenspsychologen „intermittierende Verstärkung“ nennen. Der Neurowissenschaftler Robert Sapolsky beschreibt, dass unvorhersehbare Belohnungen die Dopaminausschüttung im Gehirn besonders stark stimulieren. Ähnlich wie beim Glücksspiel entsteht so eine emotionale Abhängigkeit: Je unzuverlässiger die Zuneigung, desto stärker das Belohnungssystem aktiviert.

Selbstwertgefühl: Warum du emotionale Verfügbarkeit ablehnen könntest

Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl haben oft tief verankerte Überzeugungen wie: „Ich muss mir Liebe verdienen“ oder: „Wenn mich jemand sofort will, kann etwas nicht stimmen“. Kristin Neff zeigt in ihrer Forschung, dass ein schwaches Selbstwertgefühl ein Risiko für ungesunde Beziehungsmuster darstellt.

Trauma-Bonding: Wenn emotionale Instabilität vertraut wirkt

Dr. Patrick Carnes prägte den Begriff „Trauma-Bonding“ für emotionale Bindungen, die durch wiederholte Zyklen von Nähe, Abweisung, Belohnung und Bestrafung entstehen. Solche Zustände gelten als vertraut, wenn man in der Kindheit gelernt hat, dass Liebe mit Unsicherheit und Spannungen verbunden ist.

Der Bestätigungsfehler: Wenn du deine Überzeugungen selbst erfüllst

Der „Confirmation Bias“ führt dazu, dass Informationen, die eigene Überzeugungen stützen, bevorzugt wahrgenommen werden. Wenn du erwartest, dass Beziehungen kompliziert sein müssen, kannst du:

  • Emotionale Verfügbarkeit als „langweilig“ abwerten
  • Warnsignale ignorieren und romantisieren
  • Drama mit Tiefe verwechseln

Dieser Mechanismus ist kognitiv bedingt, aber veränderbar, wenn erkannt.

Filme, Serien & Songtexte: Warum Kultur dich in die Irre führt

Unsere kulturelle Darstellung von Liebe ist oft wenig hilfreich. Laut Dr. Bjarne Holmes erzeugt intensiver Konsum romantischer Medien unrealistische Beziehungsbilder. Menschen, die von diesen Idealen geprägt sind, neigen dazu, intensive Gefühle mit wahrer Liebe gleichzusetzen – und unterschätzen den Wert von Stabilität und Sicherheit.

Herausforderung vs. Komplikation: Der feine Unterschied

Beziehungen dürfen Herausforderungen beinhalten – aber nicht auslaugen. Dr. John Gottman unterscheidet zwischen lösbaren Problemen und solchen, die gemeinsam gemanagt werden können. Gesunde Beziehungen basieren auf gegenseitiger Wertschätzung und Kommunikation. Komplizierte Beziehungen hingegen auf:

  • Ständiger Unsicherheit
  • Emotionalem Auf und Ab
  • Unklarer Kommunikation
  • Machtspielen

Wie du aus alten Mustern ausbrechen kannst

Beziehungsmuster können verändert werden. Dr. Daniel Siegel zeigt, dass das Gehirn bis ins hohe Alter plastisch bleibt.

Schritt 1: Selbsterkenntnis schaffen

Frage dich:

  • Welche Eigenschaften sprechen dich an?
  • Welche Verhaltensweisen nimmst du immer wieder hin?
  • Wie definierst du „Anziehungskraft“?

Schritt 2: Selbstfürsorge stärken

Arbeite aktiv an deinem Selbstwert. Kristin Neff empfiehlt Selbstmitgefühls-Übungen, um dich emotional als liebenswert zu erleben.

Schritt 3: Neue Erfahrungen zulassen

Gib Menschen eine Chance, die du früher als „langweilig“ empfandest. Lass Stabilität zur emotionalen Erfüllung werden.

Schritt 4: Hol dir Unterstützung

Eine therapeutische Begleitung kann helfen, neue Beziehungsmuster zu entwickeln – besonders hilfreich sind Therapeuten, die auf Bindungstheorie spezialisiert sind.

Was du aus all dem mitnehmen kannst

Komplizierte Beziehungen fühlen sich oft intensiver an – nicht weil sie echter sind, sondern weil sie unsere Überlebensmechanismen aktivieren. Aber Intensität ist nicht gleich Intimität, und Drama kein Beleg für Tiefe.

Gesunde Beziehungen geben dir Raum zur persönlichen Entfaltung und sichern dir das emotionale Fundament, das du brauchst, um du selbst sein zu können.

Du hast deine Beziehungsmuster nicht gewählt – aber du kannst sie verändern. Es beginnt mit Erkenntnis und dem Mut, „spektakuläre“ Komplikationen gegen echte, beständige Nähe einzutauschen. Nicht weil es langweilig ist, sondern weil es dich wachsen lässt.

Warum fühlst du dich zu komplizierten Beziehungen hingezogen?
Drama fühlt sich bedeutsam an
Nähe macht mir Angst
Ich will Liebe beweisen
Sicher wirkt auf mich fad
So lief Liebe bei meinen Eltern

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